Wie geht es weiter mit der Atomkraft? Soll die Türkei in die EU aufgenommen werden? Was bringt Europa den Jugendlichen? Viele unterschiedliche Fragen hatten die Schülerinnen und Schüler des 11. und 12. Jahrgangs der IGS Mühlenberg in Hannover gestern an Bernd Lange.
Im Rahmen der Schultour 2011, organisiert von der Europäischen Kommission und dem Radiosender NJoy, diskutierte der Europaabgeordnete mit den Jugendlichen.

So hat Bernd Lange zu den verschiedenen Themen Stellung bezogen:

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Bernd Lange am Aktionsbus "Schultour 2011"

ATOMKRAFT: Die Diskussionen um die Energiepolitik in den letzten Wochen haben deutlich gemacht, dass sowohl Atomkraft als auch Erneuerbare Energien Themen sind, die künftig europäisch angegangen werden müssen. Innerhalb der EU gibt es sehr unterschiedliche Ausgangssituationen: Während in Frankreich 58 AKWs für 75% der Energieversorgung zuständig sind, deckt in den Niederlanden ein AKW 4% des Energiebedarfs. Und in Österreich und Dänemark gibt es gar keine Atomkraftwerke. D.h. wir brauchen bei einem Ausstieg unterschiedliche Geschwindigkeiten. Wir müssen die Netzinfrastruktur für Energie aus Erneuerbaren Energie ausbauen und weiter verbessern. Auch die Frage der Endlager muss europäisch angepackt werden: Wir brauchen gemeinsame Standards und die Verursacher des Atommülls, die in den letzten Jahrzehnten an der Atomenergie im hohen Maße verdient haben, müssen an den Kosten beteiligt werden.

BEITRITT DER TÜRKEI: Um Mitgliedland der EU werden zu können, müssen drei Kriterien erfüllt sein: 1. Menschenrechte und Demokratie, 2. Wirtschaftliche Entwicklung, 3. Übernahme der europäischen Gesetzgebung.
Zu 1.: die Türkei hat die Todesstrafe abgeschafft, dass ist ein wichtiger Schritt, aber an der Umsetzung von Demokratie muss noch gearbeitet werden. Zu 2. die Erfüllung der wirtschaftlichen Kriterien ist gut. Zu 3. Dieser Punkt erfordert eine Vielzahl von Anstrengungen, z. B. Investitionen: zum Standard der EU gehört Wasser, dass in Trinkwasserqualität aus dem Wasserhahn kommt. Aber auch Gesetze wie das Antidiskriminierungsgesetz gehören zu den Standards der EU und müssen übernommen werden.
Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, gibt es für die Türkei die Perspektive des Beitritts. Dies wird aber noch mehrere Jahre dauern.

WAS BRINGT EUROPA: Europa bringt Frieden. Nur fünf Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs haben die ersten Länder Europas eine Zusammenarbeit beschlossen, die auf der Erkenntnis beruht: Nur wenn man zusammen arbeitet gibt es Frieden. Europa wird ausgestaltet durch die Menschen dazugehören zum Beispiel Auslandsaufenthalte, Freiwilligendienste, Auslandssemester, die auch im Herkunftsland anerkannt werden, Freizügigkeit – man kann in einem anderen Land arbeiten. Mit Blick auf die EU werden häufig die Probleme gesehen, aber nicht die Errungenschaften. Es ist wichtig, mehr für das soziale Europa zu tun, um den Zusammenhalt zu stärken, zum Beispiel beim Thema „gerechte Bezahlung“.

Schultour 2011