Europäische Unternehmen sollen auch in Drittstaaten zu ihrer Verantwortung stehen. Mit einer überfraktionellen Resolution brachten die Europaabgeordneten heute in Straßburg ihre Anteilnahme über den tragischen Gebäudeeinsturz einer Textilfabrik in Dhaka, Bangladesch Ende April zum Ausdruck. Über 1.100 Menschen fielen dem Unglück zum Opfer, mehr als 2.500 Menschen wurden verletzt. Bereits im November 2012 kamen 112 Menschen bei einem Feuer in einer Textilfabrik in Bangladesch zu Tode.

"Fehlende Sicherheits- und Gebäudestandards, miserable Entlohnung und die physische Ausbeutung der Textilbeschäftigten gehören in Bangladesch leider zum Tagesgeschäft", erklärt der niedersächsische SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange. Etwa 5.000 Textilfabriken beschäftigen allein in Bangladesch rund vier Millionen Arbeiter. Gleichzeitig ist das Land der weltweit zweitgrößte Exporteur von Textilprodukten, hauptsächlich nach Europa und in die USA.

Der handelspolitische Sprecher der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament Bernd Lange stellt klar, dass deshalb auch die europäische Politik sowie europäische Unternehmen, die in Bangladesch produzieren lassen, in die Pflicht genommen werden müssen: "Es muss endlich sichergestellt werden, dass europäische Unernehmen sich auch in Drittsatten sozial und ökologisch verantwortlich verhalten. Die Pläne der EU-Kommission, europäische Großunternehmen zu verpflichten, Auskunft über ihre Umsetzung von Sozial-, Arbeitnehmer- und Menschenrechtsstandards zu geben, müssen deshalb schnellstmöglich umgesetzt werden."

Gleichzeitig begrüßen die Europaabgeordneten in ihrer Resolution den Beitritt von über 30 westlichen Firmen zu einem von Gewerkschaften ausgehandelten Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz. Mehr als 1.000 Fabriken sind damit Teil eines Verbesserungsprogramms, das für Beschäftigte und ihre lokalen Gewerkschaften zentrale Funktionen vorsieht und die teilnehmenden Unternehmen finanziell an den Sanierungen der Fabriken beteiligt. Mehrere westliche Konzerne verweigern sich jedoch bisher dieser Initiative. Neben den US-amerikanischen Konzernen Gap und Walmart haben auch deutsche Unternehmen wie NKD, Metro* oder Ernstings* entschieden, das Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz nicht zu unterzeichnen.

Lange appelliert deshalb an die Verbraucher, beim Einkauf ganz bewusst Unternehmen zu unterstützen, die sich an Verbesserungen in Textilfabriken in Bangladesch beteiligen: "Billige Kleidung hat einen hohen Preis. Ein Euro mehr macht hingegen schon einen großen Unterschied."

* Anm. der Redaktion: Sowohl Ernstings als auch Metro haben nach der Verabschiedung der Resolution des Europäischen Parlaments bekannt gegeben, das Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz unterzeichnen zu wollen.