Hoher Preis für billige Kleidung -Ein Jahr nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch ist zu wenig passiert
Am Donnerstag jährt sich die verheerende Katastrophe in der bangladeschischen Textilfabrik Rana Plaza, bei der 1.138 Menschen ums Leben kamen und weitere 2.000 schwer verletzt wurden. Vor allem Modemarken aus der EU und den USA gerieten wegen der unwürdigen Arbeitsbedingungen in die Kritik. Sie versprachen eine rasche Entschädigung für die Tausenden Hinterbliebenen ...

und verletzten Textilarbeiterinnen. Diese lässt allerdings auf sich warten.

"Von den versprochenen 40 Millionen Euro Entschädigung wurden bisher nur 15 Millionen gezahlt. Gleichzeitig haben aber die in die Katastrophe verwickelten Modemarken im vergangenen Jahr einen Gewinn von insgesamt 22 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dieses Nichtstun ist ein Hohn für die Opfer", so der niedersächsische SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange. So haben unter anderem NKD, Benetton, Matalan, Adler Modemärkte und Auchan bisher Entschädigungszahlungen verweigert.

Bangladesch ist der weltweit zweitgrößte Exporteur von Textilprodukten – allein die EU bezieht rund 60 Prozent seiner Textilexporte von dort. Der handelspolitische Sprecher der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament Bernd Lange sieht deshalb die europäische Politik und europäische Unternehmen in der Pflicht, sich neben der Opferentschädigung auch für eine nachhaltige Verbesserung Arbeitsbedingungen in Bangladesch einzusetzen: "Internationale Textilmarken haben die Aushöhlung von Arbeitsstandards in Bangladesch zugelassen und mit ihrer Preispolitik unterstützt. Die Strategie, die Verantwortung für inakzeptable Arbeitsbedingungen auf Subunternehmer oder lokale Fabrikbesitzer abzuschieben, ist deshalb feige und dreist. Die EU-Kommission ist aufgefordert, europäische Unternehmen auf die Einhaltung hoher Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards zu verpflichten."

Die Regierung Bangladeschs hat auf die Katastrophe reagiert und verschiedene Maßnahmen erlassen, die die Produktionsbedingungen verbessern sollen. So wurde die Bildung von Gewerkschaften erlaubt, der Mindestlohn angehoben und Arbeitsinspektionen in Zusammenarbeit mit der Internationalen Arbeitsorganisation verstärkt. Jedoch hakt es in der Praxis. So folgen laut Berichten nur 40 Prozent der Fabriken der nun gesetzlich verordneten Mindestlohnerhöhung und die Anzahl der Inspektoren bleibt unzureichend. Ein Jahr nach der Katastrophe sieht Bernd Lange deshalb immer noch keine substantielle Verbesserung der Situation in Bangladesch und appelliert auch an die Verbraucher, beim Einkauf ganz bewusst Unternehmen zu unterstützen, die sich an Verbesserungen in Textilfabriken in Bangladesch beteiligen: "Billige Kleidung hat einen hohen Preis. Informiertes Einkaufen kann den größten Unterschied machen.“