Bernd Lange: "Das von Technicolor geplante Verfahren verstößt gegen die EU-Gesetzgebung. Ich werde die EU-Kommission einschalten."
Die Neue Presse aus Hannover berichtete.

VON VERA KÖNIG

HANNOVER. Die 90 Mitarbeiter der Thomson OHG, denen die Kündigung droht, bekommen ganz unerwartet Hilfe aus Straßburg. Von der NP auf die Schließungspläne des Mutterkonzerns Technicolor angesprochen, stellt der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange fest: „Das geplante Verfahren verstößt gegen die EU-Gesetzgebung.“

Wie berichtet, will Technicolor den operativen Betrieb des Telefunken-Nachfolgers Thomson einstellen. In Deutschland würden 110 Mitarbeiter ihren Job verlieren, 90 davon am Weidetor. Betroffen sind Ingenieure, Software-Entwickler und Patentanwälte, die zum Teil seit Jahrzehnten für Thomson arbeiten.

Noch hat kein Mitarbeiter eine Kündigung erhalten. Von den Schließungsabsichten erfuhr die Belegschaft am 4. Januar. Zwei Tage vor Weihnachten hatte das Management in Frankreich Bettina Ehlers, die Generalbevollmächtigte der deutschen Thomson OHG, von der geplanten Betriebsaufgabe in Kenntnis gesetzt.

Möglichst schnell soll Schluss sein. Als Termin wird der 29. Februar genannt. Die IG Metall hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der Verhandlungstermine für Interessenausgleich und Sozialplan abstimmt. Außerdem müssen Regelungen getroffen werden für die Betriebsrenten, die Thomson als Rechtsnachfolger an 5500 ehemalige Beschäftigte von Telefunken, Saba und Nordmende zahlt.

„Eine Schließung zum 29. Februar ist unmöglich“, meint Lange. Nach EU-Recht bestehe eine Informations- und Konsultationspflicht für Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten. Der Betriebsrat müsse die Möglichkeit zur Stellungnahme haben. Im Übrigen soll die EU Thomson Fördergelder für das Forschungsprojekt „Icosole“ (Einbindung privat erstellter Audio- und Videodaten in professionelle Programme) zugesichert haben. Lange: „Das würde zurückgefordert.“

Auch die Stadt bedauert die Schließungspläne. Man wünsche „den Betroffenen, dass sie kurzfristig eine Zukunftsperspektive bekommen“.